Die Klientin, Mutter zweier erwachsener Kinder, wollte ihr getrübtes Verhältnis mit ihrer Tochter, ihrer Mutter und überhaupt mit der ganzen weiblichen Linie anschauen und klären.

Schwierige Verhältnisse zwischen Müttern und Töchtern zogen sich wie ein roter Faden durch Generationen. Sie hatte selbst noch nie an einer Aufstellung teilgenommen, war hier dem Rate einer guten Freundin gefolgt. Die Klientin kam vor über 20 Jahren mit ihrem Sohn nach Österreich, die Tochter blieb in England zurück. Immer wieder versuchte die Klientin an ihre Tochter „heranzukommen“, ohne Erfolg. Egal was sie versucht hatte, mit ihrer Tochter eine Beziehung aufzubauen, ihr den Weg zu bereiten, dass sie sich öffne, hatte keine Wirkung.

Wenn sie miteinander telefonierten, ging es nur um nüchterne Sachinhalte. Das letzte Telefonat lag über ein Monat zurück.

Als StellvertreterInnen für und ihre Tochter bis hin zu ihrer Urgroßmutter aufgestellt waren, gab es einige berührende Szenen, heftige Emotionen, lange, tiefe Blickbegegnungen und schlussendlich erlösende Seufzer. Hier war Geduld gefragt.

Zwei Tage nach der Aufstellung rief ich die Klientin an, wie ich es immer praktiziere mit KlientInnen die aufgestellt haben. Sie berichtete mit Freuden, dass sie, nachdem sie von der Aufstellung nach Hause gekommen war, etwas durchgerüttelt von den Erfahrungen, einen Anruf von ihrer Tochter erhielt. Und diesmal ging es im Gespräch nicht um Sachinhalte, sondern wie die Klientin berichtete, „…sie hat sich mir gegenüber geöffnet…“. Als sie mir davon erzählte, hatte sie, glaube ich, Tränen in den Augen. Zumindest hat es sich so angehört.

Aussöhnung nach vielen Jahren

Die Klientin war eine Frau um die 40, die seit einigen Jahren im Rollstuhl saß. Sie berichtet, dass sie ab ihrem Teenager-Alter, also 14/15 immer wieder an diversen Krankheiten gelitten habe. Sie hatte eine beachtliche Anzahl von Krankheiten überlebt, bis sie schließlich im Rollstuhl gelandet ist.

In der Befragung und dann der Aufstellung stellte sich heraus, dass ihr Vater sie im Alter von 8 Jahren missbraucht hätte. Die Aufstellung zeigte aber, dass damals (von ihrer Mutter und Tanten) ein Gerücht in die Welt gesetzt worden war und dass ein Missbrauch nie stattgefunden hatte. Doch hatte die Klientin diesen Glaubenssatz so tief eingeprägt, dass sie, als sich die Geschichte als unwahr gezeigt hatte, es zuerst gar nicht glauben konnte.

Als die Klientin am nächsten Tag wieder zum Aufstellungsworkshop erschien, strahlte sie wie ein Kind, wie eben nur Kinder strahlen können. Eine große Last war von ihr schon am Vortag in und nach der Aufstellung abgefallen. Sie berichtete, dass als sie am Abend nach der Aufstellung zu Hause war, klingelte das Telefon und es meldete sich – ihr Vater – mit dem sie seit über zwanzig Jahren keinen Kontakt hatte.

So schnell kann es gehen!