Im Winter stellt sich in mir oft das Empfinden der Leere ein – durchaus auch im positiven Sinn. So manches Bild einer Winterlandschaft, das man auch unter den Werken von Claude Monet entdecken kann, vermittelt ein Gefühl der Leere.
Wie wichtig die Leere ist, beschreibt C.G. Jung mit folgenden Metaphern:
– Dreißig Speichen treffen die Nabe – die Leere dazwischen macht das Rad.
– Lehm formt der Töpfer zu Gefäßen – die Leere darin macht das Gefäß.
– Fenster und Türen bricht man in Mauern – die Leere darin macht die Behausung.
– Das Sichtbare bildet die Form des Werkes – das Nicht-Sichtbare macht seinen Wert aus.
Mit einem Übermaß an Reiz- und Informationsüberflutung sind wir alle gefordert. Somit müssen wir auch laufend Leere schaffen, um nicht von den täglich heranrollenden Mini-Tsunamis weggespült zu werden bzw. darunter zu ersticken. Anleitungen zum Schaffen von Leere gibt es viele. Mir gefällt die sehr einfache und praktische Empfehlung: „Du sollst jeden Tag zumindest einmal Urlaub machen“. Damit ist kein Abenteuerurlaub gemeint, sondern eine kurze Auszeit um Leere zu schaffen und in sie einzutauchen.
Mit so einer täglichen Entrümpelungsaktion üben und gewöhnen wir uns ans Loslassen und an Achtsamkeit.
Manchmal treffen wir jedoch auf eine „harte Nuss“ die es zu knacken gilt; nämliche dann, wenn wir eine Last zwar wahrnehmen, sie jedoch nicht an etwas festmachen können, um sie dann loszulassen. In so einem Fall ist oft jemand oder etwas aus dem Familiensystem im Spiel. Das kann von einem Vorfahren kommen, der Schuld auf sich geladen hatte und über einen Nachkommen aus der gegenwärtigen Generation nach Ausgleich sucht. Es kann ein Glaubenssatz sein, der in einem traumatisierenden Erlebnis seinen Ursprung hat, eine Ideologie, die (pseudo-)religiösen Quellen entstammt, oder was auch immer als Erfahrung eine Kerbe in unser Unterbewusstsein geschlagen hat.
Hier helfen Systemaufstellungen um die „harten Nüsse“ zu finden, zu identifizieren und sie zu knacken. Das heißt Leere, Raum zu schaffen und damit Neues, gesundes Ganzes darin Platz nehmen kann.
Theo Brinek